Geschichte in Landschaften (Ahrenshoop)
Geschichte in Landschaften
„Willkommen in meiner Heimat!“ begrüßt uns die Reiseleiterin. „Es ist auch meine Heimat“, murmelt meine Nachbarin. Mit ‚Heimwehtouristen‘ befinde ich mich auf einer Busfahrt ins Oblast Kaliningrad. Die Suche nach Heimat bedeutet die Suche nach Vergangenheit und Identifikation. Auslöser der Reise war für mich die Auseinandersetzung mit Kathrin Schmidts Gedicht landnahme.
In der Installation zeige ich die Geschichte in Landschaften am Beispiel Ostpreußens, dem heutigen Oblast Kaliningrad. Der bearbeiteten politischen Karte stelle ich alte Gruppen- und Familienfotografien aus Ostpreußen, Polen und Russland gegenüber, die Assoziationen vielfältigster Art ermöglichen. Alte Fotografien aus der Zeit vor 1945 sind der Ausgangspunkt. Diese Fotos sind Schlüsselbilder, sie zeigen typische Situationen aus dem Alltag: Hochzeit, Geburtstag, Familie usw. Die Akteure stehen aufgereiht, inszeniert, richten den Blick auf den Betrachter. Man selbst wird zum Spurensucher. Dr individuelle Ausgangspunkt einer Fotografie, das Intime einer Biographie, stülpt sich über einen und lässt Ahnungen des bereits Erlebten und Vertrauten aufkommen. Die Fotografien könnten aus dem eigenen Fotoalbum stammen.
Als Technik zur Wiedergabe der alten Fotos kam mir aufgrund der archaisch einkerbenden Arbeit der Holzschnitt entgegen; wegen ihrer auratischen Wirkung unterstreicht diese Technik in den Drucken, aber auch im Druckstock Unklarheiten und Atmosphäre der Bilder, gleichzeitig fördert sie Konnotationen zutage. Durch die Umsetzung der Fotografien in den Holzschnitt legt sich ein Schleier über das Bild. Die Physiognomie der Personen sowie versteckte kleine Details verlieren an Schärfe und Individualität.
Die Faltung der Holzschnittkarten des ehemaligen Ostpreußens zu den Objekten Himmel und Hölle führt zu einer neuen, dreidimensionalen Sinngebung. Die Begriffe Himmel und Hölle lassen unterschiedliche Welten und Schicksale assoziieren, zeigen Gegensätze auf und deuten auf zwei Seiten politischen Denkens hin. Sie bedeuten Schwarz, aber auch Weiß, je nachdem, auf welcher Seite man steht. Sowohl die Objekte als auch die übrigen Arbeiten sind in schwarz-weiß gehalten, um die Polarisierung von Sichtweisen, von Schwarz-Weiß-Malerei und ‚Schwarz-Weiß-Sehen‘ zu betonen.
Das bearbeitete Projekt beschränkt sich nicht nur auf Ostpreußen. Es ist offen, d.h. auf andere Gebiete und Grenzziehungen übertragbar. Es bietet die Möglichkeit, beim ‚Schwarz-Weiß-Sehen‘ zu bleiben, oder aber in der Gemeinsamkeit der Empfindungen und Erinnerungen unseres kollektiven Gedächtnisses die Grenzen aufzuheben.
Mit den ‚Heimwehtouristen‘ auf der Suche nach der Vergangenheit, nach verlorener Geborgenheit, nach einem Ort, bzw. nach der Heimat erleben wir Kaliningrad. Oder war es Königsberg? Königsberg - Kaliningrad - Heimat, was ist existent? Meine Spurensuche beginnt mit Adressen fremder Menschen.
Von Deutschland aus schreibe ich Briefe an ehemalige Bürger Königsbergs, an Adressen, die vor 1945 existiert haben. Nicht auslieferbare Briefe werden achtlos weggeworfen, aber Einschreiben kommen zurück - zurück mit Vermerken wie „nicht auffindbar“, „existiert nicht“, „unbekannt“...
„Auf Wiedersehen“, sagt die russische Reiseleiterin.
„Auf Wiedersehen in ‚unserer‘ Heimat!“
„Willkommen in meiner Heimat!“ begrüßt uns die Reiseleiterin. „Es ist auch meine Heimat“, murmelt meine Nachbarin. Mit ‚Heimwehtouristen‘ befinde ich mich auf einer Busfahrt ins Oblast Kaliningrad. Die Suche nach Heimat bedeutet die Suche nach Vergangenheit und Identifikation. Auslöser der Reise war für mich die Auseinandersetzung mit Kathrin Schmidts Gedicht landnahme.
In der Installation zeige ich die Geschichte in Landschaften am Beispiel Ostpreußens, dem heutigen Oblast Kaliningrad. Der bearbeiteten politischen Karte stelle ich alte Gruppen- und Familienfotografien aus Ostpreußen, Polen und Russland gegenüber, die Assoziationen vielfältigster Art ermöglichen. Alte Fotografien aus der Zeit vor 1945 sind der Ausgangspunkt. Diese Fotos sind Schlüsselbilder, sie zeigen typische Situationen aus dem Alltag: Hochzeit, Geburtstag, Familie usw. Die Akteure stehen aufgereiht, inszeniert, richten den Blick auf den Betrachter. Man selbst wird zum Spurensucher. Dr individuelle Ausgangspunkt einer Fotografie, das Intime einer Biographie, stülpt sich über einen und lässt Ahnungen des bereits Erlebten und Vertrauten aufkommen. Die Fotografien könnten aus dem eigenen Fotoalbum stammen.
Als Technik zur Wiedergabe der alten Fotos kam mir aufgrund der archaisch einkerbenden Arbeit der Holzschnitt entgegen; wegen ihrer auratischen Wirkung unterstreicht diese Technik in den Drucken, aber auch im Druckstock Unklarheiten und Atmosphäre der Bilder, gleichzeitig fördert sie Konnotationen zutage. Durch die Umsetzung der Fotografien in den Holzschnitt legt sich ein Schleier über das Bild. Die Physiognomie der Personen sowie versteckte kleine Details verlieren an Schärfe und Individualität.
Die Faltung der Holzschnittkarten des ehemaligen Ostpreußens zu den Objekten Himmel und Hölle führt zu einer neuen, dreidimensionalen Sinngebung. Die Begriffe Himmel und Hölle lassen unterschiedliche Welten und Schicksale assoziieren, zeigen Gegensätze auf und deuten auf zwei Seiten politischen Denkens hin. Sie bedeuten Schwarz, aber auch Weiß, je nachdem, auf welcher Seite man steht. Sowohl die Objekte als auch die übrigen Arbeiten sind in schwarz-weiß gehalten, um die Polarisierung von Sichtweisen, von Schwarz-Weiß-Malerei und ‚Schwarz-Weiß-Sehen‘ zu betonen.
Das bearbeitete Projekt beschränkt sich nicht nur auf Ostpreußen. Es ist offen, d.h. auf andere Gebiete und Grenzziehungen übertragbar. Es bietet die Möglichkeit, beim ‚Schwarz-Weiß-Sehen‘ zu bleiben, oder aber in der Gemeinsamkeit der Empfindungen und Erinnerungen unseres kollektiven Gedächtnisses die Grenzen aufzuheben.
Mit den ‚Heimwehtouristen‘ auf der Suche nach der Vergangenheit, nach verlorener Geborgenheit, nach einem Ort, bzw. nach der Heimat erleben wir Kaliningrad. Oder war es Königsberg? Königsberg - Kaliningrad - Heimat, was ist existent? Meine Spurensuche beginnt mit Adressen fremder Menschen.
Von Deutschland aus schreibe ich Briefe an ehemalige Bürger Königsbergs, an Adressen, die vor 1945 existiert haben. Nicht auslieferbare Briefe werden achtlos weggeworfen, aber Einschreiben kommen zurück - zurück mit Vermerken wie „nicht auffindbar“, „existiert nicht“, „unbekannt“...
„Auf Wiedersehen“, sagt die russische Reiseleiterin.
„Auf Wiedersehen in ‚unserer‘ Heimat!“